Haarausfall bei einer Chemotherapie
Haarausfall ist die häufigste Nebenwirkung einer Chemotherapie
Für viele Leute ist eine der ersten Fragen nach der Diagnose „Krebs“: Fallen mir meine Haare aus? Auch wenn es eigentlich total absurd ist, bei mir war es ebenfalls so. Letztendlich konnte ich es nicht verhindern, dass die Haare ausfallen. Doch wann fallen sie aus? Wie gehe ich am Besten mit Haarausfall bei einer Chemotherapie um?

Haarausfall bei einer Chemotherapie ist nahezu unausweichlich
Beim Hodgkin Lymphom (Lymphdrüsenkrebs) ist Haarausfall nahezu unausweichlich. Man kann also nur versuchen, das Beste daraus zu machen. Doch woran liegt das?
Morbus Hodgkin gehört zu den sehr schnell wachsenden Krebsformen, breitet sich also schnell im Körper aus. Trotzdem ist die Prognose auch in fortgeschrittenen Stadien sehr gut. Die Chemotherapie ist auf das schnelle Wachstum angepasst und greift deshalb besonders Zellen an, die sich sehr schnell teilen. Leider ist es bislang nicht möglich, nur mit Hodgkin-spezifischen Medikamenten zu arbeiten, weshalb auch gesunde Zellen im Körper angegriffen werden. Die Zellen in der Haarwurzel werden so so stark angegriffen, dass die Haare ausfallen und nicht mehr wachsen.
Zwischen zwei Chemotherapie Zyklen kann es vorkommen, dass die Haare ganz leicht nachwachsen. Bei anderen Chemotherapien kann es sein, dass die Haare nicht oder nur teilweise ausfallen.
Alle Haare weg
Früher oder später wird wohl jedes Haar ausfallen. Aber keine Sorge, nach der Therapie wachsen diese schnell nach. Zuerst fallen die Kopfhaare aus, da diese mitunter am Schnellsten wachsen (würden). Meine Haare begannen nach etwa 10 Tagen nach Beginn des ersten Zyklus, auszufallen. Ich konnte dort einzelne Haare ohne viel Kraftaufwand herausziehen. Nach 14 Tagen konnte ich mir ohne Probleme Haarbüschel herausziehen, sodass ich sie dann doch lieber abrasiert habe. Der Moment war für mich eigentlich nicht schlimm, weil ich mir die Haare vorher schon kürzer schneiden lasse habe um mich an den Anblick zu gewöhnen.
Körperbehaarung blieb etwas länger erhalten, hier wuchs nach 2 1/2 Wochen gar nichts mehr. Bis zum Ende der Therapie blieben mir aber dafür noch ein paar Wimpern, wenige Augenbrauen und Beinhaare. Ich war froh, dass es mit den Wimpern und Augenbrauen so lange gedauert hat, denn als die weniger wurden sah ich schon irgendwie ein bisschen „krank“ aus. Es dauerte aber nur eine Woche, dann sahen meine Augen wieder normal aus.
Die Haare können sich verändern
Ist die Therapie geschafft, wachsen auch die Haare relativ schnell nach. Nach 2 Wochen mit man mir mit Mütze (es war sowieso kalt) im Gesicht nicht mehr angesehen, dass mir Wimpern oder Augenbrauen fehlen. Nach zwei Monaten waren meine Haare auch dicht genug, dass es nicht auffällt. Dadurch, dass alle Spitzen neu gewachsen waren, fühlte sich der Kopf extrem weich an. Ich war fast traurig, als ich zum Friseur musste.
Durch die Chemotherapie kann es aber dazu kommen, dass die Haare sich verändern. Viele Leute bekommen zunächst eine andere Haarfarbe (auch meine Haare waren zu Beginn deutlich heller), andere bekommen Locken. Wie lange diese bleiben ist unterschiedlich, manchmal mehrere Jahre. Oftmals sieht das Ganze aber besser aus als man selber denkt.
Wie geht man mit seiner Glatze um?
Es heißt oft, bei Männern sei eine Glatze nicht so schlimm. Gerade aber bei jungen Leuten ist eine Glatze als Mann genauso ungewöhnlich wie eine Frau ohne Kopfhaare – das gibt es quasi nie. Zunächst habe ich mich auch gefragt, ob man ständig angestarrt wird oder ob ich mich selbst unwohl fühle. Wenn man aber ganz ehrlich ist, interessiert es eigentlich niemanden so wirklich. das einzige Mal während der Therapie, dass jemand offensiv geschaut hat, war ein kleines Mädchen im Supermarkt – aber nicht wegen meiner Haare, sondern wegen des Mundschutzes. Keine Sorge, die Leute achten weniger auf dich als du denkst.
Ich habe mir natürlich trotzdem einige Mützen zugelegt (Caps stehen mir überhaupt gar nicht) und bin draußen und in der Öffentlichkeit oft mit Mütze gelaufen. Das lag allerdings auch daran, dass es ohne viel zu kalt war. Ich hatte kurz vor der Therapie schon kurze Haare, aber der Unterschied zu GAR KEINEN Haaren war enorm! In warmen Räumen habe ich meine Mütze auch mal abgesetzt, aber auch dort hat es niemanden großartig interessiert.
Wenn man sich trotzdem unwohl fühlt, gibt es natürlich auch Perücken. Diese solltest du dir schon vor der Therapie zulegen und vielleicht auch schon tragen, bevor du alle Haare verloren hast. Dann fällt Außenstehenden kaum etwas auf. Die Kosten für eine Perücke übernimmt häufig die Krankenkasse, setze dich deshalb rechtzeitig mit dieser in Verbindung.
Ob Perücke, Glatze, Tuch, Cap oder Mütze: Wichtig ist, dass Du dich damit wohlfühlst.
FAQ – Haarausfall bei einer Chemotherapie
Meine Kopfhaare sind nach 2 Wochen ausgefallen, der Rest dauerte etwas länger. Meine letzten Augenbrauen und Wimpern sind erst zum Ende der Therapie ausgefallen.
Der Haarwuchs beginnt mit Ende des letzten Zyklus, also etwa 3 Wochen nach der letzten Therapie. Dann geht es relativ schnell, nach kurzer Zeit sieht man wieder „normal“ aus
Nicht viel. Mal heißt es, Kältehauben würden helfen. Allerdings sind die Studien hierzu nicht sehr aussagekräftig. Versuche, dich mit der Situation abzufinden und schau‘ dich ggf. nach einer Perücke um.
Eine Antwort
[…] war natürlich trotzdem: „Falle ich davon in zwei Jahren tot um?“, gefolgt von der Zweiten: „Fallen meine Haare aus?“. Meine Fragen wurden mit „Nein, um Gottes Willen“ und „Ja, wahrscheinlich“ beantwortet. […]