Schlechte Blutwerte und viel Essen im ersten Zyklus
von Morris · 6. November 2018
Nachdem ich die ersten Tage von Zyklus 1 meiner Hodgkin-Lymphom Chemotherapie stationär verbracht hatte, war es nun anders: Die restliche Zeit von Zyklus 1 meiner Chemotherapie konnte ich zuhause verbringen. Hier verbrachte ich die Zeit vor allem mit einer Sache: Essen.
Essen "bis der Arzt kommt"!
Nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus habe ich mich sehr schnell wieder erholt und entwickelte einen sehr ausgeprägten Appetit. So verbrachte ich die nächsten Tage vor allem damit, zu essen. Es heißt ja, Kortison steigert den Appetit und das kann ich definitiv bestätigen. Ich hatte nie das Gefühl satt zu sein, egal wie viel ich schon gegessen hatte. Außerdem ging ich gerne einkaufen, um noch mehr zu essen. Hier war es am Anfang komisch, mit Mundschutz durch den Supermarkt zu laufen, weil ich mich doch sehr beobachtet fühlte… Nach ein paar Einkäufen war das Gefühl aber weg und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass sich irgendjemand großartig dafür interessieren würde. Außer natürlich Kinder. Ein kleines Mädchen fragte ihren Vater „Wieso hat der einen Mundschutz auf?“ während ich DIREKT daneben stand.
Zugenommen habe ich übrigens trotzdem nicht. Dann kann man den dauerhaften Appetit ja mal ausnutzen.
Bye bye Immunsystem
An Tag 8 des Zyklus sollte ich nochmal zwei Spritzen mit weiteren Wirkstoffen der Chemotherapie bekommen: Bleomycin und Vincristin. Beides wohl sehr wirksame Mittel, die aber auch starke Nebenwirkungen haben können. So kann Bleomycin eine Lungenfibrose, also eine Versteifung des Lungengewebes auslösen. Da ich aber laut Lungenfacharzt nicht in die Risikogruppe gehöre, soll ich mir nicht allzu viele Sorgen machen.
Zunächst wurde mir Blut abgenommen und die Werte überprüft. Ich wusste, dass meine weißen Blutkörperchen (Leukozyten) durch die Chemotherapie absinken würden, besonders zwischen Tag 8-12. Was das eigentlich bedeutet, darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Nun hatte ich noch 1700 Zellen pro Mikroliter. Der Normalwert liegt zwischen 4500-10000. Je niedriger der Wert, desto höher ist die Gefahr, sich mit Erregern anzustecken und desto schimmer kann eine Infektion verlaufen. Ich machte mir also das erste Mal seit der Diagnose schon ein bisschen Sorgen, doch der Arzt sagte mir ich solle einfach aufpassen und regelmäßig Fieber messen. Solange die Körpertemperatur normal bleibt, ist alles okay.
Die beiden Spritzen habe ich gut vertragen. Abends war ich etwas schlapper als normal, ansonsten habe ich allerdings nichts gemerkt. So habe ich die Infusionsphase von Zyklus 1 überstanden.
Zuhause gefangen
Zwei Tage später, Freitag, ging ich erneut zur Blutkontrolle. Ich wollte mich am Wochenende gerne mit Freunden treffen und außerdem gerne etwas unternehmen. Ich hoffte also, dass meine Leukozyten wieder im Normalbereich liegen würden. Umso schockierter war ich, als ich erfuhr, dass der Wert auf 1000 abgesunken war. Das war für mich völlig unverständlich und ich sorgte mich. Die Ärztin sagte mir, ich solle mein Wochenende lieber alleine zuhause vor dem Computer verbringen und Menschen generell meiden. Außerdem besonders auf Hygiene achten und alles meiden, was Erreger enthalten könnte. Solange ich aber kein Fieber bekomme, sei der Wert unproblematisch.
Ich verbrachte meine Zeit also damit, Türklinken, Lichtschalter und elektronische Geräte zu desinfizieren. Außerdem hieß es für mich: Sehr oft Hände waschen und desinfizieren. Gegessen habe ich nur, was zuvor heiß gemacht wurde, Wasser nur aus Flaschen. Ob diese Vorsicht übertrieben war, kann ich nicht sagen, aber ich wollte auf keinen Fall irgendwie krank werden.
Montags wurde wieder kontrolliert, dort hatte sich der Wert schon deutlich erholt. Die „heiße Phase“ war also vorbei und ich durfte zumindest wieder Menschen sehen.
Jetzt hatte ich mehr als eine Woche Zeit, relativ normal zu leben, bis es wieder losgehen würde…
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